Startseite Arzneimittel Anwendungsgebiete Heberden- und Bouchard Arthrose

Heberden- und Bouchard Arthrose

Anwendungsgebiete: Heberden- und Bouchard Arthrose

Arzt untersucht das Handgelenk einer älteren Frau - Heberden und Bouchard Arthrose

Artikel Aktualisierung: 20.2024

Autor:

Spezialgebiet: Gelenke/Knochen


Heberden- und Bouchard-Arthrose der Fingergelenke - Heberden Knoten Rückbildung

Was ist eine Heberden- oder Bouchard-Arthrose und wie kann ich die Anzeichen und Symptome frühzeitig erkennen? Wie steht es weiterhin um die Prognose bei dieser Form der Fingergelenksarthrose? Sind die Degeneration des Gelenkknorpels und ihre Folgen wie Schmerzen und Bewegungseinschränkung behandelbar, oder kann man den Abbau der Knorpelschicht zumindest verlangsamen oder ihm vorbeugen?

Die Gelenke des menschlichen Körpers werden ein ganzes Leben lang stark beansprucht. Ein natürlicher Verschleiß des Knorpels und der Gelenkknochen im Laufe des Lebens lässt sich nicht komplett aufhalten. Aber bestimmte Gelenke sind besonders anfällig und häufiger von Gelenkverschleiß und Knorpelerkrankungen betroffen als andere. Dazu zählen zum Beispiel die Gelenke in Hand und Fingern, weil sie viel bewegt und belastet - häufig auch fehlbelastet - werden. Das fördert eine Arthrose, also den Abbau der Knorpelschicht der Hand- und Fingergelenke.

Bei Fingergelenk- und Handgelenksarthrose handelt es sich häufig um eine altersbedingte Primärarthrose. Bei dieser sollte man auch frühzeitig mit dem Risiko und der Behandlung, sowie der Vorbeugung auseinandersetzen.

Doch die Heberden- und Bouchard-Arthrose haben zwei markante Unterschiede zu anderen Formen der Gelenk- und Knorpelerkrankung: zum einen sind sie häufig genetisch bedingt und betreffen primär ältere Frauen, zum anderen gehen sie mit deutlich sichtbaren Knoten an den betroffenen Fingergelenken einher.

Eine Heberden-Arthrose erleiden vor allem die Endgelenke der Klein- und Zeigefinger.

Aber häufig sind gleichzeitig auch die Fingermittelgelenke (proximale Interpalangealgelenke / PIP) von einer Arthrose betroffen, wobei es sich dann um eine Bouchard-Arthrose handelt.

Man spricht dann von einer Heberden-Bouchard-Arthrose. Häufig gehen diese Formen der Fingerarthrose auch mit der Rhizarthrose einher, welche eine Arthrose des Daumensattelgelenks bezeichnet. Treten alle Formen zusammen auf, sind also die Fingergelenke der Klein- und Zeigefinger, das Daumensattelgelenk und gleichzeitig auch die Handwurzelgelenke von Gelenkverschleiß befallen, dann spricht man von einer Polyarthrose

Es ist wichtig, erste Anzeichen und Symptome frühzeitig zu erkennen und mit effektiver Schmerzlinderung zu behandeln, wobei unter anderem unsere Übungen für die Finger bei Heberden- und Bouchard-Arthrose helfen können. Denn je früher man mit der Therapie beginnt, desto größer sind die Erfolgsaussichten, ein Fortschreiten zu verzögern und so für länger anhaltende Linderung zu sorgen. Ein besseres Verständnis für die Ursachen hilft auch dabei, einer Arthrose in den End- und Mittelgelenken der Finger entgegenzuwirken.

Zur Prognose ist zu sagen, dass die degenerative Gelenk- und Knorpelkrankheit zwar nicht gestoppt oder geheilt werden kann. Aber durch den Erhalt der Bewegungsfähigkeit und durch gelenkschonende Bewegungsabläufe im Alltag kann das Risiko des Gelenkverschleißes deutlich gesenkt (Vorbeugung) bzw. das Voranschreiten der Arthrose verlangsamt werden (Behandlung).

Denn nur, wer in Bewegung bleibt, transportiert auch weiterhin ausreichend wichtige Nährstoffe, Enzyme und Hormone durch das Blut in die betroffenen Gelenke. Dort können diese entzündungshemmend, regenerativ und schmerzlindernd wirken, um die fortlaufende Verschlimmerung der Heberden- oder Bouchard-Arthrose deutlich zu verlangsamen. Aber um in Bewegung zu bleiben, müssen die Fingerschmerzen zunächst gelindert werden.

Ein kurzer Exkurs: Fingergelenksarthrosen im Allgemeinen

Beide Fingerarthrosen treten – anders als die Rhizarthrose – vor allem an der Streckseite der Hand auf und gehen mit Knötchen einher, die entweder als Bouchard- oder Heberden-Knoten bezeichnet werden. Dabei ist vor allen Dingen die Basis der Mittel- und Endgelenken der Finger betroffen. Die Bouchard-Arthrose befällt hierbei die Mittelgelenke mehrerer Finger, während die Heberden-Arthrose die Fingerendgelenke des kleinen Fingers und Zeigefingers schwächt.  

Die Rhizarthrose hingegen betrifft vor allem das Sattelgelenk des Daumens, zwischen Handwurzel und dem ersten Mittelhandknochen. Zudem leiden häufig ältere Frauen nach den Wechseljahren an der Heberden- oder Bouchard-Arthrose, wofür es oft keine erkennbare Ursache gibt. Es wird vermutet, dass es hormonelle Ursachen haben könnte, da Frauen hormonbedingt schwächere Bänder haben können (anlagebedingt). Fest steht, dass das Risiko erblich bedingt steigt. Wenn die Mutter oder Großmutter die knorpligen und knöchernen Wucherungen an der Hand hatte, so ist es auch wahrscheinlicher, selbst daran zu erkranken. Beide Arthrosen können einzeln oder gemeinsam als Fingerpolyarthrose mit anderen Arthrosen auftreten.

Eine Arthrose der Hand- und Fingergelenke ähnelt bzgl. Entstehung, Ursachen und Symptomen üblicherweise anderen Arthrosen. Diese entstehen durch normalen Gelenkverschleiß und Knorpelschäden oder durch langfristige mechanische Belastung, Überlastung oder Fehlbelastung  (z. B. durch handwerkliches Arbeiten, Sport, oder langes Arbeiten am Computer, wodurch sich der Kapselbandapparat löst. Das Gelenk läuft nicht mehr rund und verschleißt). Aber auch ein in Fehlstellung verheilter Knochenbruch oder eine Verrenkung können ursächlich für eine Polyarthrose sein.

Unterschiede der Heberden- und Bouchard-Arthrose, im Vergleich zu anderen Arthrosen, sind unter anderem die Knoten, aber eben auch der große genetische Risikofaktor, vor allem die erhebliche Prädisposition von Frauen (Frauen erkranken rund zehnmal häufiger als Männer).

Eine Fingerarthrose kann aber auch Folge einer Gelenkentzündung oder eines Ganglions  (Überbeins) am Handgelenk sein, oder im Rahmen einer Rheumatoiden Arthritis entstehen. Ebenso betrifft die Arthritis oft die Fingermittelgelenke, meistens zusammen mit den Grundgelenken, während die Fingerendgelenke verschont bleiben.

Häufige Symptome und Leitbeschwerden einer Arthrose sind vor allem Bewegungsschmerz und eingeschränkte Beweglichkeit nach längerer Ruhe (Morgensteifigkeit), sowie Druckschmerz und Schmerzen nach längerer Belastung der betroffenen Gelenke. Im weiteren Verlauf kann eine Arthrose zu Gelenkfehlstellungen und Gelenkversteifungen führen.

Die Behandlung beschränkt sich vor allem auf Schmerzlinderung, Erhalt der Bewegungsfähigkeit und den Versuch, das Voranschreiten der Arthrose zu verlangsamen. Hierzu setzen viele Ärzte vor allem auf konservative Behandlungen wie Fingerübungen(z.B. Kneten),  Wärme oder NSAR zur Entzündungshemmung. Doch über kurz oder lang schreitet die degenerative Gelenkerkrankung unaufhaltsam voran. Auch die unterstützende Enzymtherapie kann bei der Schmerztherapie helfen und ist gut verträglich.

Erste Anzeichen & Symptome der Heberden-Arthrose erkennen

Ermüdungs- und Belastungsschmerzen der Finger sind erste Anzeichen der degenerativen Gelenkerkrankung, vor allem bei der Heberden-Arthrose. Sie ist die häufigere der beiden Fingerarthrosen. Hierbei handelt es sich um eine primär nicht-entzündliche Erkrankung des Gelenkknorpels, welche einen zunehmend schweren Verlauf nimmt (progredient). Betroffene berichten davon, dass im Frühstadium die Fingerspitzen taub werden und feinmotorische Tätigkeiten immer schwerer fallen, auch das Greifen bzw. der vollständige Schluss der Finger ist dann sehr schmerzhaft. Die Finger machen beim Tippen, Schreiben oder Gitarre spielen Beschwerden. Aber auch alltägliche Aufgaben, wie das Heraussuchen der Bankkarte aus der Geldbörse, das Öffnen einer Flasche oder das Greifen von Gegenständen werden plötzlich zur Herausforderung. Im weiteren Verlauf dieser Fingergelenksarthrose treten die Schmerzen dann dauerhaft auf.

Weitere Symptome im Spätstadium der Heberden-Arthrose sind außerdem Fingerschmerzen in der Nacht, Bewegungseinschränkungen und Wetterfühligkeit. Außerdem treten bei der Heberden-Arthrose die typischen Knötchen an der Basis der betroffenen Fingerendgelenke auf (auch Heberden-Knötchen genannt), welche somit häufig eine Blickdiagnose ermöglichen. Primär sind die äußeren Fingerlenke zwischen den Knochen der Fingerglieder (Phalangen) betroffen. Diese werden auch als distale Interphalangealgelenke(DIP) bezeichnet, wobei „distal“ so viel bedeutet wie „weiter von der Körpermitte entfernt“. Vor allem der kleine Finger und der Zeigefinger leiden häufig unter der Heberden-Arthrose, aber potenziell können alle Fingergelenke von der Knorpelkrankheit erfasst werden. Der Arzt diagnostiziert die etwas fortgeschrittene Heberden-Arthrose häufig an den typischen Knoten. Weiterführende Untersuchungen und eine ausführliche Anamnese zu den beschriebenen Fingerschmerzen, die typisch für diese Form der Fingerarthrose sind, können die Diagnose zusätzlich absichern. Das ist vor allem notwendig, um die Heberden-Arthrose differentialdiagnostisch von der Arthritis und Gicht abzugrenzen.

Eine bildgebende Untersuchung, vor allem das Röntgenbild, zeigt im Spätstadium der Polyarthrose außerdem weitere typische radiologische Arthrose-Symptome, wie Osteophyten (knöcherne Auswüchse / Neubildungen am Gelenk) und eine Gelenkspaltverschmälerung. Letztere entsteht dadurch, dass degenerative Gelenk- und Knorpelerkrankungen die Knorpeldicke verringern, wodurch die knöchernen Anteile unserer Gelenke zusammengedrückt werden.

Diese Gelenkflächen werden normalerweise durch den sog. Gelenkspalt getrennt, damit sie nicht direkt aneinander reiben. Er ist eigentlich sehr klein und kaum sichtbar, doch bei einer Röntgenuntersuchung ist er oft deutlich zu erkennen. Denn bei dieser Untersuchung werden nur schattengebende Gelenkbestandteile, also die Knochen abgebildet. Doch der Knorpel enthält keinen Kalk, der beim Röntgen sichtbar werden könnte, sodass die Gelenkknochen auf einem Röntgenbild scheinbar mehrere Millimeter auseinander liegen. Verringert sich der Knorpel nun aufgrund von natürlichem Verschleiß und einer Fingerarthrose, so wird der auf dem Röntgenbild sichtbare Gelenkspalt immer kleiner. Diesen Effekt bezeichnet man als Gelenkspaltverschmälerung.

Symptome im Frühstadium:

  • Gelenk schwillt an
  • Mukoidzsyste (kleine Zysten / Bläschen, die eingedickte Gelenkflüssigkeit enthalten)
  • Entzündungen / Rötungen / Wärme
  • Schmerzempfinden des Gelenks nimmt zu, vor allem bei spezifischen Bewegungen
  • Ermüdungs- und Belastungsschmerzen
  • Schmerzen können ausstrahlen
  • Feinmotorische Tätigkeiten & Greifen fallen plötzlich schwerer

Symptome im weiteren Verlauf & Spätstadium:

  • Schmerzen treten dauerhaft auf
  • Fingergelenke werden wulstig (typisch: der Ring passt nicht mehr auf den Finger)
  • Dauerschmerz tritt oft wetterbedingt auf (Wetterfühligkeit)
  • Eingeschränkte Beweglichkeit
  • Kälteempfindlichkeit
  • Ruheschmerz
  • Osteophyten
  • Gelenkspaltverschmälerung
  • Gelenke verlaufen nicht mehr gerade, sondern zur Seite (schiefe Finger / Achsabweichung)

Die Heberden-Arthrose tritt teilweise auch in Schüben auf, was teils selbst in Ruhe sehr schmerzhaft sein kann, während ein Schub über mehrere Monate andauern kann.

Symptome der Bouchard-Arthrose äußern sich ähnlich

Die Symptome im Frühstadium der Bouchard Arthrose äußern sich hingegen ähnlich, aber nicht identisch. Dennoch gehen beide Fingerarthrosen oft miteinander einher. Die Bouchard-Arthrose muss dabei aber sehr viel seltener behandelt werden, solange sie allein auftritt. Vereinzelt verläuft sie schmerzhaft oder führt zu einer Instabilität der Fingermittelgelenke, welche sie befällt (proximale Interphalangeagelenke / PIP). Jedoch kann eine Bouchard-Arthrose im Frühstadium eben auch ein Anzeichen für eine sich entwickelnde Heberden-Arthrose, Rhizarthrose oder Polyarthrose sein. Deshalb sollte man sie genau beobachten und mit konservativen Therapien wie Ergotherapie und Fingerübungen entgegengesteuert werden. Denn häufig treten die verschiedenen Fingergelenksarthrosen gemeinsam auf. Und auch eine alleinige Fingerarthrose der Mittelgelenke kann im weiteren Verlauf zu Schmerzen und eingeschränkter Beweglichkeit führen. Schmerzen treten allerdings eher vorübergehend und bei Belastung auf und das auch erst im fortgeschrittenen Stadium auf. Dennoch sind starke Bewegungseinschränkungen und auch erhebliche Ruheschmerzen möglich.

Typische Symptome sind auch hier knöcherne Verwölbungen und charakteristische Bouchard-Knoten. Erste Anzeichen sind häufig eine Steifheit der Finger nach längeren Ruhephasen, also die Morgensteifigkeit. Auch ein Spannungsgefühl und zunehmende Probleme bei alltäglichen Bewegungen treten im Frühstadium teilweise auf. Im weiteren Verlauf können zusätzlich die Fingermittelgelenke anschwellen, allerdings nur zu Beginn einer Belastung. Nach kurzer Zeit verschwinden sie wieder. Häufig haben Betroffene wenig bis keine Fingerschmerzen und bemerken nur eine schmerzfreie Verformung und Versteifung der Gelenke. Ursächlich dafür sind die Osteophyten, also Knochenanbauten / Zysten, welche sich an den Gelenken bilden und bei einer Röntgenuntersuchung erkannt werden können.

Die Schwellungen der Gelenke verlaufen dabei spindelförmig. In der bildgebenden Untersuchung sind Achsenabweichungen und Achsenfehlstellungen zu erkennen. Es sind fast immer mehrere Fingermittelgelenke betroffen.

Symptome im Frühstadium:

  • Rötung
  • Verläuft oft schmerzfrei
  • Knoten und knöcherne Verwölbungen
  • Vorübergehende Schmerzen & Schwellungen
  • Teilw. Bewegungseinschränkungen und Morgensteifigkeit
  • Feinmotorische Bewegungen fallen immer schwerer

Symptome im Spätstadium:

  • Stärkere Schmerzen
  • Bewegungseinschränkungen nehmen zu
  • Verschlechterungen treten in Schüben auf
  • Osteophyten
  • Gelenkspaltverschmälerung

Die Bouchard-Arthrose ist seltener als die Heberden-Arthrose, verläuft öfter schmerzfrei und betrifft häufiger Frauen. Insgesamt sind sich die Heberden- und Bouchard-Arthrose aber sehr ähnlich, abgesehen von den verschiedenen Fingergelenken, an denen sie auftreten.

Ursachen der Heberden- und Bouchard-Arthrose

Zum Teil ähneln sie den Ursachen einer normalen Arthrose. Auch die Heberden- und Bouchard-Arthrose ist also auf Gelenk- und Knorpelabrieb zurückzuführen, der entweder durch Fehl- und Überbelastung entsteht, aber auch durch ganz normalen Gelenkverschleiß aufgrund jahrzehntelanger Bewegung. Deshalb nimmt das Risiko mit dem Alter zu. Durch extreme Belastungim Sport oder das ständige und übermäßige Arbeiten am Computer kann sich zudem der Kapselbandapparat lösenund das Gelenk wird instabil bzw. läuft nicht mehr rund, was den Verschleiß beschleunigt.Weitere Ursachen für einen schnelleren Verschleiß sind u.a. in Fehlstellung verheilte Knochenbrüche,Verrenkungen, Gelenkentzündungen oder ein Ganglion am Handgelenk. Sie alle können dazu führen, dass das Entstehen einer Arthrose begünstigt wird.

Spezielle Ursachen bzw. Risikofaktoren für die Heberden- und Bouchard-Arthrose sind vor allem genetisch. So wird sie wesentlich häufiger vererbt als andere Arthrosen und auch sind Frauen viel öfter von den Fingerarthrosen betroffen als Männer, was bei anderen Gelenken, z.B. in Hüfte, Knie oder Fuß nicht der Fall ist, denndie hormonell bedingt weicheren Bänder der Frauen sind hier entscheidend. Geschlecht und Erbgut haben hier also großen Einfluss. Ältere Frauen in und nach den Wechseljahren leiden häufig an einer oder beiden dieser Formen der Fingergelenksarthrose.

Ursachen der Polyarthrosen:

  • Überlastung
  • Fehlbelastung
  • Altersbedingter Gelenkverschleiß
  • Überbein
  • Verrenkungen
  • Falsch verheilte Brüche
  • Entzündungen der Gelenke
  • Lösen des Kapselbandapparats / schwache Bänder

Risikofaktoren:

  • Alter
  • Geschlecht (weiblich)
  • Wird oft vererbt

Diagnose bei Heberden-Bouchard-Arthrose

Beide Formen der Fingerarthrose führen oft zu charakteristischen Knoten an den betroffenen Gelenken. Dementsprechend erfolgt häufig eine Sichtdiagnose, welche differenzialdiagnostisch primär von Arthritis und Gicht getrennt werden muss. Hierzu werden häufig bildgebende Verfahren wie Röntgen angewendet. Oft lassen sich dann die typischen Osteophyten und Gelenkspaltverschmälerungen erkennen, die im späteren Verlauf der Erkrankung auftreten.

Für eine genaue Diagnose wird der Arzt umfassende Fragen stellen, beispielsweise ob Gelenkschmerzen von direkten Familienmitgliedern her bekannt sind, oder ob bestimmte Lebensumstände das Ausbilden der Schmerzen fördern können.

Bildgebende Diagnose-Verfahren helfen außerdem bei einer präzisen Ermittlung der Erkrankung, beispielsweise:

  • Röntgen
  • Computertomographie (CT)
  • Kernspin/Magnetresonanztomographie (MRT)
  • Ultraschall

Je nach Verfahren kann der Arzt einen zusätzlichen Blick auf Sehnen, Bänder und andere Teile der Hand werfen. Eventuell sorgt nicht nur die Arthrose für Schmerzen, vielmehr können Fehlhaltungen und Überlastungen zu anderen Erkrankungen geführt haben. Während sich der altersbedingte Gelenkverschleiß nicht mehr rückgängig machen lässt, ist die Behandlung der Sehnen und Bänder durch Schonung, Medikamente und mehr möglich. Für die Arthrose selbst sollte das Verlangsamen eines Fortschreitens der Krankheit im Vordergrund stehen, sowie eine akute Symptomlinderung für die betroffenen Patienten.

Durch Blutuntersuchungen oder einer Analyse der Gelenkflüssigkeit lassen sich außerdem Stoffwechselerkrankungen wie Kristallopathien (z.B. Gicht) noch besser als Ursache ausschließen.

Wichtig ist auch die Unterscheidung zur Polyarthritis. Dies ist oft erst im weiteren Verlauf der Erkrankung zu erkennen, da sich im Frühstadium die Symptome einer Polyarthrose und einer Polyarthritis sehr ähneln. Dafür müssen im fortgeschrittenen Stadium unter Hinzuziehung von Laborwerten und Röntgenbildern weitere Diagnosen vorgenommen werden. Die Unterscheidung ist wichtig, um die richtige Therapie zu bestimmen, denn bei der Arthrose handelt sich um eine degenerative Gelenkerkrankung mit fortschreitendem Knorpelabbau. Eine Polyarthritis hingegen entsteht durch eine Autoimmunreaktion, bei der das Immunsystem den Gelenkknorpel als Fremdkörper betrachtet und diesen deshalb zerstört.

Vorbeugung & Ernährung bei Fingergelenksarthrose

Nach wie vor hält sich der schulmedizinische Ansatz, wonach Arthrose nicht heilbar ist. Jedoch kommen immer mehr Studien zu der Erkenntnis, dass vor allem schlechte Ernährungsgewohnheiten einen großen Einfluss auf die Entstehung und vor allem die Schwere des Verlaufs einer Arthrose haben. Ebenso sind Bewegungsmangel oder Überlastungen ein großer Risikofaktor. Natürlich lässt eine Umstellung der Ernährung bereits zerstörten Knorpel nicht wieder wachsen, heilt also keine durch die Arthrose verursachten Gelenkschäden. Aber dennoch kann man weiteren Schäden vorbeugen oder den Verlauf verlangsamen, wenn man auf die Ernährung achtet. Mehr dazu erfahren Sie auch im Artikel Arthrose durch Ernährung & Sport vorbeugen. Grundsätzlich kann man sagen, dass viel Zucker schädlich ist, ebenso wie ungesättigte Fette, z.B. aus Fertignahrung und Backwaren. Diese fördern Entzündungsvorgänge im Körper.

Folgende Lebensmittel sollte man bei Arthrose reduzieren bzw. vermeiden:

  • Tierische & gehärtete Fette
  • Gesättigte Fettsäuren
  • Kaffee & Alkohol
  • Fleisch
  • Käse

Viele Ärzte raten deshalb zur Vorbeugung einer voranschreitenden Arthrose zu einer fettarmen und vitaminreichen Ernährung mit:

  • Olivenöl
  • Knoblauch
  • Lauchgemüse
  • Zwiebeln
  • ballaststoffreiche Nahrungsmittel wie Reis
  • Nahrungsmittel mit viel Calcium
  • viel Obst & Gemüse
  • viel Fisch (Kaltwasserfische wie Lachs und Makrelen enthalten viel Omega-3-Fettsäuren)
  • viel Vitamin C und Vitamin E (wirken antioxidierend)

Auch das Abbauen von Übergewicht ist eine gute Voraussetzung dafür, erst gar nicht an Arthrose zu erkranken, wobei das eher für die Arthrose in Hüfte, Knie und Fuß gilt. Denn das Übergewicht belastet natürlich auch die Gelenke enorm.

Behandlungsmöglichkeiten bei Fingergelenksarthrosen

Die Behandlung hängt stark vom Stadium der Heberden- oder Bouchard-Arthrose ab. Bei leichten Schmerzen und Bewegungseinschränkungen im Frühstadium setzen Ärzte vor allem auf konservative Therapien wie Ergotherapie und diverse Übungen für die Finger. Diese lindern die Schmerzen, erhalten die Bewegungsfähigkeit und verbessern durch die Bewegung die Nährstoffzufuhr zu den Gelenken. Doch im Spätstadium, wenn die Fingerarthrose bereits zu starken Schmerzen führt, gibt es auch operative Möglichkeiten, welche allerdings eher der Schmerzlinderung und der Stabilisierung dienen. Die Bewegungsfähigkeit lässt sich durch die meisten Operationen nicht erheblich verbessern.

Konservative Behandlung:

  • Wärmebehandlung (nur wenn keine akuten Entzündungen bestehen)
  • Ergotherapie
  • Bei aktivierter Arthrose eher Kälteanwendungen
  • Durchblutungsfördernde Vollbäder mit Badezusätzen wie Sole oder Fichtennadel
  • Cortison-Injektion, vor allem bei akuten Schwellungen im Gelenk, um die größte Wirkung zu erzielen. So lässt sich der Verlauf der Erkrankung hinauszögern.

Operative Behandlungsmöglichkeiten:

  • Bei noch gesunden / bewegungsfähigen Gelenken: Abtragung der Osteophyten und Entfernung der inneren Gelenkshaut (nur möglich, wenn Knorpelüberzug noch vorhanden ist). Vorteil: das Gelenk kann so noch bewegt werden
  • Denervierung – ein kleiner operativer Eingriff, wobei Nervenbahnen, also die schmerzleitenden Nervenfasern der Gelenkkapseln, durchtrennt werden. Das lohnt sich vor allem dann, wenn der Schmerz das Leitsymptom ist, die Beweglichkeit aber noch gut funktioniert.
  • Im späteren Stadium, also bei bereits stärker verschlissenen Gelenken, kann der Knorpelüberzug nur noch ersetzt werden, was i.d.R. die Mobilisierung des Gelenks nicht verbessert.
  • Fingergelenksprothesen (primär für Mittelgelenk / Bouchard-Arthrose)
  • Gelenkversteifung, z.B. mit Schrauben (primär bei Endgelenken / Heberden-Arthrose)

Die Bewegungsfreiheit im Fingerendgelenk wird häufig nicht vermisst, weshalb auch Gelenkversteifungen angewendet werden können. Die Mobilität im Mittelgelenk fällt hingegen schon mehr auf, weshalb hier vor allem auf gelenkerhaltende Operationen gesetzt wird. Hier können klassische Metallprothesen oder Polyethylen-Prothesen verwendet werden, wie man es von künstlichen Knie- oder Hüftgelenken kennt.

Ab wann sollte man operativ behandeln?

Bei den Fingerendgelenken, also der Heberden-Arthrose, sollte man erstmal abwarten, da es hier keine Möglichkeiten für die Implantierung von Prothesen gibt. Zudem wird die Bewegungseinschränkung häufig als nicht als so schlimm empfunden. In der funktionellen Bedeutung sind sie im Alltag zudem nicht allzu wichtig. Hier sollte man vor allem auf Schmerzlinderung setzen, solange das Leitsymptom der Schmerz ist und nicht die Abnahme der Beweglichkeit. Gegen die Schmerzen kann eine Durchtrennung der schmerzleitenden Nervenbahnen helfen (Denervierung). Im letzten Schritt kommt es zu einer Gelenkversteifung. Auch hier vermissen Patienten die Mobilität des Endgelenks meistens nicht. Lediglich bei Menschen, die ein Instrument spielen, z.B. bei Violinisten, hat diese Methode große Nachteile.

Bei den Fingermittelgelenken, also der Bouchard-Arthrose, sieht das anders aus. Hier gibt es Möglichkeiten für Prothesen. Und die Mobilität dieser Gelenke ist auch funktionell wichtiger, weshalb hier vor allem auf gelenkerhaltende Operationen gesetzt wird. Es außerdem so, dass man nicht möglichst lange warten sollte. Je früher man tätig wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten, die Mobilität der Fingergelenke bestmöglich zu erhalten.

Übungen für Finger mit Arthrose

Weitere Übungen bei Heberden- und Bouchard-Arthrose:

  • Piano in der Luft spielen – Die Übung ist eigentlich selbsterklärend. Finger frei in der Luft bewegen, als würde man schnell Piano spielen.
  • Fingerlenke in warmem Wasser bewegen – währenddessen z. B. einen Schwamm kneten, um die Muskeln zu entspannen und parallel dazu zu stärken
  • Finger zum Daumen – alle Finger einer Hand nacheinander zum Daumen und zurückbewegen
  • Fingerflächen auf und zu – Finger soweit wie möglich strecken, dann spreizen und wieder zusammenziehen
  • Finger beugen - rechten Arm ausstrecken und von unten mit der linken Hand stützen, sodass der ausgestreckte Arm gerade bleibt. Anschließend die Finger - beginnend vom Daumen aus - nacheinander in Richtung Handfläche beugen, ein paar Sekunden halten und wieder aufrichten. Anschließend das ganze mit der linken Seite wiederholen, also den linken Arm ausstrecken und mit der rechten Hand stützen
  • Handtuch bündeln - Handtuch auf einem Tisch ausbreiten und die Hand mit der nach unten gerichteten Handfläche auflegen. Dann die Finger spreizen und anschließend zusammenziehen, indem Sie mit der Hand nach unten auf den Tisch drücken und das Handtuch zwischen den Fingern hindurch schieben. Danach Finger kurz ruhen lassen und Übung dann wiederholen
  • Das "O" - bei dieser Übung strecken sie alle Finger einer Hand aus. Dabei ist es egal, ob Sie mit der rechten oder linken Hand beginnen. Anschließend krümmen Sie alle Finger soweit, bis sie sich berühren und von der Seite aus betrachtet ein "O" bilden. Diese Position nun halten und dann die Finger wieder ausstrecken. Diese Übung kann man prima zwischendurch erledigen und man sollte sie mehrmals pro Tag wiederholen, vor allem dann, wenn Sie eine Morgensteifigkeit oder Bewegungsschmerzen wahrnehmen
  • Finger anheben - Hand flach und mit der Handfläche nach unten auf einen Tisch legen. Die Finger müssen dabei gespreizt sein. Anschließend einen Finger nach dem anderen vom Tisch aus anheben und ein paar Sekunden in der Luft halten und dann langsam wieder senken und ablegen. Übung mit jedem Finger der rechten und linken Hand nacheinander durchführen und mehrmals wiederholen

Für alle Fingerübungen bei Arthrose gilt, dass sie nur dann besonders effektiv Schmerzen oder eine Steifheit lindern, sowie dem weiteren Gelenkverschleiß vorbeugen oder ihn zumindest verlangsamen, wenn man sie regelmäßig wiederholt und zwar Tag für Tag

Enzymtherapie bei Heberden- und Bouchard-Arthrose

Heilbar sind Fingergelenksarthrosen leider nicht. Die Behandlung zielt zunächst darauf ab, Schmerzen zu lindern und Entzündungen zu unterbinden. Denn nur bei weitgehender Beschwerdefreiheit kann der Patient aktiv Bewegungsübungen durchführen, die seine Fingergelenke gezielt kräftigen und deren Funktion erhalten. 

Zur Bekämpfung akuter Entzündungen und Schmerzen werden neben Kälteanwendungen meist Medikamente eingesetzt, vor allem nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR). Sind die Entzündungen so nicht beherrschbar, kann Kortison ins Gelenk injiziert werden. Dies sollte wegen der Nebenwirkungen jedoch genau abgewogen werden. Treten Schmerzen ohne Entzündung auf, haben sich Wärmeanwendungen bewährt.

Die Enzymtherapie mit Wobenzym (Arzneimittel) bietet sich als unterstützende Maßnahme an. Ihr Vorteil: Sie beschleunigt den an sich heilsamen Entzündungsprozess, lässt ihn effektiver und schneller ablaufen. Sie beseitigt damit schließlich die eigentliche Ursache der Beschwerden, die Entzündung. Eine echte Erlösung für die zuvor geplagten Gelenke!